Donnerstag, 21. Oktober 2010

La grève

Diesmal scheint sich der Streki hier in für mich ungeahnte Dimensionen auszuweiten. Am Freitag soll jetzt endgültig über die Rentenreform abgestimmt werden. Mittlerweile ist mir auch klar geworden, dass 62 Jahre hier nicht gleich 62 Jahre bedeutet. Wie auch bei uns gehen viele hier erst mit 65 Jahren in Rente, um auf den vollen Rentenanspruch zu kommen. Bei einer Erhöhung des generellen Renteneintrittalters, müsste diese Leute dann also auch bis 67 schuften.
Tja, und das lässt man sich hier also nicht so leicht gefallen.
Die Ölraffininerien sind immer noch blockiert, die Stromkonzerne stellen wegen der Streiks weniger Strom her und müssen deshalb aus dem Ausland importieren. Fast jeden Tag sieht man auch in Tours kleinere Demonstrationen, wenn es hier doch auch noch sehr ruhig ist. In anderen Städten kommt es imerhin zu kleineren Straßenschlachten mit der Polizei und es brennen auch immer mal wieder Autos.
Meine Arbeitskollegen haben sich heute über eine mögliche Beteiligung ganzer Vororte (ich nehme an sie meinen die Pariser) spekuliert. Sollte das passieren, halten sie es für ratsam, sich zu Hause einzuschließen.
Hoffentlich hält dieses ganze Gestreike nicht bis Ende November an (da will ich nämlich ein Wochenende nach London), oder gar bis Weihnachten. Naja, man wird es sehen.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Wiederbelebungsversuch

Eigentlich wollte ich nach dem Sommer über alles berichten, was sich während des Sommers ereignet hat. Jetzt ist aber auch das alles schon wieder so lange her, dass es wohl eher nur eine kurze Zusammenfassung wird.
Ich bin im Juli umgezogen und wohne jetzt mit meiner Kollegin Perrine in einer großen, neuen Wohnung in La Riche. Das ist einer der Vororte von Tours, liegt aber vom Stadtzentrum mit dem Fahrrad keine 10 Minuten entfernt. Dabei hab ich während der Wohnungssuche großen Wert gelegt. So kann ich also auch immer mal wieder mein kleines gelbes Fahrrad etwas ausführen. Allerdings schon etwas seltener als zuvor, da ich jetzt an den meisten Tagen mit Perrine zusammen zum Labor fahre und es auch etwas weiter ist als vorher. Außerdem ist da ja immer noch dieser blöde Berg....naja.
Mit uns in der neuen Wohnung wohnt auch noch Falcon, eine kleine Katze, die wir von einer Bekannten von Perrine bekommen haben:Ist sie nicht niedlich?! Leider wird so eine kleine Katze ganz schon schnell groß und macht auch ganz schön viele Faxen. Aber die meiste Zeit ist sie doch einfach nur lustig!
Ansonsten bin ich im Sommer mal wieder ein bisschen in Europa rumgekommen. Ich habe Judith in Cambridge besucht, war in Deutschland, in Holland am Meer und auch in Frankreich bin ich ein wenig herumgekommen.
Ich war mit Perrine und Jennifer, einer anderen Doktorandin aus dem Labor, zunächst bei der Feria in Dax, einem riesigen Stadtfest, bei dem sich alle in rot und weiß kleiden und die ganze Statd zur Tanzfläche wird. Dort haben wir auch Baptiste, unseren ehemaligen Kollegen, getroffen:

von links nach recht: Perrine, Jennifer und Baptiste.
Baptiste wohnt jetzt übrigens seit etwa einem Monat in Kanada und macht dort seinen Doktor. Eingeladen hat er uns auch schon, jetzt müssen nur noch Flüge gebucht werden....
Nach der Feria war ich mit den Mädels dann in einem kleinen Ort namens St-Jean-Poudge, irgendwo zwischen Toulouse und Bordeaux. Dieser schöne Ort hat ungefähr 200 Einwohner, eine Tanksstelle, einen Tante-Emma-Laden, eine Kirche und eine archäologische Ausgrabungsstelle. Und dahin hat es uns verschlagen. Wir hatten uns auf eine aus Interesse an der Archäologie bei dieser Ausgrbung als Freiwillige beworben und wurden auch prompt genommen. Hinterher stellte sich heraus, dass dies haupsächlich daran lag, dass der leitente Archäologe gerne wissen wollte, warum drei Biologinnen gerne ihre Ferien bei einer Ausgrabung verbringen wolllen, aber egal. So durften wir also eine Woche im Sand buddeln, graben und schaben, was wirklich sehr interessant, aber auch sehr anstrengend war. Immerhin konnten wir auch den einen oder anderen Fund auf unserem Konto verbuchen, wie z.B. Tonscherben, Glasscherben, Knochen, einige Münzen und eine Art tönernen Spielkreisel. Alles in allem also ein sehr spannender Urlaub, der noch durch einen Abstecher ans Meer und nach Toulose abgerundet wurde.
Seitdem der große Urlaubwahn vorbei und die Flure an der Uni wieder gut gefüllt sind, läuft hier eigentlich alles wieder so wie gewohnt. Im Moment gehen die Franzosen mal wieder ihrer Liebslingsbeschäftigung nach- dem Streiken. Diesmal aber midnestens eine Stufe höher als bisher.
Wie ide meisten wahrscheinlich wissen, soll das Rentenalter von 60 auf 62 Jahre angehoben werden. Deswegen wird im Moment alles bestreikt, wobei auch die Studenten und Schüler kräftig mitmischen. Da dächte man ja eher, dass die es mit den Gedanken an die Rente noch nicht so eilig haben. Eine der Hauptaktionen der protestler ist die Blockade aller Ölraffinerien Frankreichs. Selbige begann letzte Woche Montag und ein Ende ist noch nicht in Sicht, wenn auch an drei Raffinerien die Blockaden bereits durch die Polizei zerstört wurden. Jedenfalls führt das dazu, dass der Sprit, vor allem der Diesel, knapp wird. An vielen Tankstellen gibt es nur noch Benzin oder auch gar nichts mehr zu kaufen. Zum Glück hatte ich letzte Woche noch voll getankt. Mit Perrine musste ich nämlich gestern erst mal auf Tankstellensuche gehen, damit ihr Auto wieder fahrbereit war. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch schnell noch mal nachgefüllt, man weiß ja nie, wie das so weitergeht. Heute sollte eigentlich über die Rente entschieden werden, aber soweit ich das mitbekommen habe, ist noch nichts passiert. Immerhin ist mein Tank erst mal voll!